Vor Kurzem startete für unsere MitarbeiterInnen aus den Fachbereichen Autismustherapie und Familienhilfe eine spannende, neue Fortbildung. Das gemeinsam mit Wilfried Lambertz konzipierte DEESKALATIONSTRAINING.
Während der zwei Seminartage in unserem Therapiezentrum, erarbeitete unser Team mit dem Deeskalationstrainer Wilfried Lambertz wichtige Grundlagen zu deeskalierenden Kommunikations- und Verhaltensweisen. Dabei wurden sowohl verbale als auch nonverbale Kommunikationstechniken besprochen und vermittelt.
Stress und Aggressionsauslöser erkennen
Bevor Wilfried Lambertz tiefer auf den Schwerpunkt der Deeskalation einging, stand das eigene Stresslevel sowie der Umgang mit Stress in unterschiedlichen Bereichen im Fokus der Fortbildung.
Es hat bereits einen großen, positiven Einfluss auf konfliktreiche Situationen, wenn von unseren MitarbeiterInnen der ambulanten Hilfen selbst Ruhe sowie ein besänftigendes Auftreten ausgestrahlt wird.
In anschaulichen Beispielen aus dem Lebensalltag schilderte er, wie eigener Stress wahrgenommen wird, wie er sich auf Körper sowie Geist auswirkt und wie man ihn positiv beeinflusst. Unsere Familien- und AutismushelferInnen lernten, wie sie am Arbeitsplatz oder privat mit Stresssituationen umgehen und wie sie in aufgebrachten Gesprächssituationen lösungsorientiert agieren können.
„Für meine Arbeit mit den Familien fand ich es wichtig, dass wir bei uns anfangen, was Deeskalation betrifft. Es ist nicht zielführend, wenn wir bereits gestresst bei Terminen ankommen und diesen Stress dann im schlimmsten Fall auf die Familien übertragen. Gerade bei Gesprächen, bei denen man vorher schon ahnt, dass sich eine Krise anbahnt, sollte man die Ruhe bewahren“, erklärt Familienhelfer Dominic.
Einen kühlen Kopf zu bewahren hat für unsere MitarbeiterInnen den wichtigen Vorteil, dass sie sich besser konzentrieren können und in der Lage sind, rationale Entscheidungen zu treffen. In Gruppenarbeiten und Rollenspielen wurden diese wichtigen Inhalte und Erkenntnisse erprobt und verinnerlicht.
Danach ging Wilfried Lambertz tiefer auf den Part der Deeskalation ein und schulte das Team, die Frühsymptome einer bevorstehenden Eskalation zu erkennen, die damit verbundenen Risiken korrekt einzuschätzen und angemessen darauf zu reagieren. Dies ist ausschlaggebend für eine erfolgreiche Deeskalation.
Anzeichen drohender Eskalation können sich schon im Verhalten des Klienten zeigen. Darunter fallen Warnsignale wie z.B.:
- Drohend schauende Augen
- Mangel an Belastbarkeit (Zorn, passiver Widerstand)
- Gesteigerte Tonlage und Lautstärke
- Auf- und Abgehen
- Nervöses, fahriges, versteinertes Auftreten
- Äußerung bissiger, provokativer Bemerkungen
- Schlagen/Treten gegen Inventar
Auch unsere Klientinnen und Klienten profitieren von deeskalierenden Methoden unseres Teams, denn aggressive Verhaltensweisen liegen meistens Hilflosigkeit und Verzweiflung zugrunde. Werden diese Situationen frühzeitig erkannt und die notwendigen Maßnahmen ergriffen, so können alle Parteien vor negativen Konsequenzen bewahrt werden.
Praktische Anwendung körperlicher, sanfter Abwehr- und Befreiungstechniken
Während des Seminars lag das Augenmerk auch auf dem Umgang mit aggressiv auftretenden Personen, durch die auch immer potenziell gefährliche Situationen entstehen können.
Sie übten wertvolle Techniken, mit denen sie sich im Falle von psychischer und physischer Gewalt schützen und Angriffe abwenden können. Um die Maßnahmen zum Selbstschutz weiter zu verinnerlichen, wurden diese mit verbundenen Augen durchgeführt.
Sie übten wertvolle Techniken, mit denen sie sich im Falle von psychischer und physischer Gewalt schützen und Angriffe abwenden können. Um die Maßnahmen zum Selbstschutz weiter zu verinnerlichen, wurden diese mit verbundenen Augen durchgeführt.
„Die Anwendung körperlicher Abwehrtechniken und Selbstverteidigung sollte als letztes Mittel der Gefahrenabwehr sein. Sie sollten nur angewendet werden, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind“, erklärt Wilfried Lambertz.
Für Angriffe, bei denen der Angreifer Körperkontakt aufgenommen hat, gibt es „nicht verletzende“ Befreiungstechniken, die eingesetzt werden können, um zu entkommen:
- Bewege dich schnell und heftig, um den Griff oder die Umklammerung zu lösen. Bleib auf keinen Fall unbeweglich.
- Setze nicht Kraft gegen Kraft. Neutralisiere die Wucht des Angriffs
- Handel nach dem Grundsatz: “Nachgeben, um eine Chance zu erhalten.“
Das heißt: Wenn der Angreifer drückt oder schiebt, solltest du ziehen. Zerrt oder zieht der Angreifer, dann drückst bzw. schiebst du ihn.
Ein interessantes Resümee von Kursteilnehmerin Nina Bräuer
Was konntest du für dich persönlich aus dem Kurs mitnehmen?
Die bereits für mich meist bekannten Kommunikationstechniken wurden nochmal deutlicher ins Bewusstsein gerufen und aufgefrischt, sodass sie bei der Arbeit mit den Klienten stärker von mir angewendet werden.
Was hast du für deine Arbeit in Familien dazugelernt
Sich die Situation, in der sich die Familien befinden, vor Augen zu führen und in die KlientInnen hineinzuversetzen. Wo stehen sie gerade, Was sind Auslöser für Konflikte und Stress?, Was begünstigt die angespannte Situation?, Warum handelt Person XY gerade so?, Ist es ein Hilferuf?
Außerdem war es spannend zu lernen, wie effektiv es ist, den eigenen Stresspegel vor einem Besuch bei Klienten herunterzufahren. Sich kurz dafür Zeit zu nehmen und alle persönlichen Belange vor der Tür zu lassen, damit man mit einem ruhigen Auftreten und fokussiert ins Gespräch mit den Familien geht.
Fühlst du dich für zukünftigen, potenziellen Krisensituationen nun gut vorbereitet?
Das Training hat auf jeden Fall geholfen, auch als erfahrene Familienhelferin, die Warnsignale einer Eskalation bewusster wahrzunehmen und zu deuten. Besonders bei Kontrollbesuchen innerhalb der Familien ist dies von großer Bedeutung. Dort sind wir als MitarbeiterInnen oft schon Trigger für Familienmitglieder nur durch unsere Anwesenheit. Gerade in diesen speziellen Situationen haben wir mit Wilfried geübt, die Beteiligten kommunikativ abzuholen, zu besänftigen und zu motivieren, mit uns zusammenzuarbeiten. Das ist nicht immer einfach, aber die Mühe wert. So beugen wir einer möglichen Krise schon vor. Wir wirken mit der beruhigenden Kommunikation positiv auf die Familien ein.
Haben dir die Abwehr- und Befreiungsübungen Sicherheit für Krisensituationen gegeben?
Die praktischen Übungen von Wilfried haben dazu beigetragen, dass ich mich im Berufsalltag noch sicherer fühle, als bisher schon und Konflikte dadurch auch vermeiden kann. Man muss die Abwehrtechniken regelmäßig auffrischen, um sie zu verinnerlichen. Besonders positiv überrascht haben mich die Griffe, die uns Wilfried gezeigt hat. Sie sind so „simpel“ und dennoch sehr effektiv. Mit kleinen Tricks kann viel erreicht werden. Wilfried hat die Techniken souverän erklärt und sein gesamtes Deeskalationstraining sehr gut durchdacht.
Wie würdest du Wilfried als Person sowie Deeskalationstrainer beschreiben?
Sein Deeskalationstraining hatte das Ziel, präventiv und abwehrend, statt angreifend zu sein. Genau so habe ich mir den Kurs auch vorgestellt. Die Fortbildung war super interessant, informativ und abwechslungsreich aufgebaut.
Wilfried Lambertz selbst ist sympathisch und aufgeschlossen. Vor allem sicher in dem was er tut. Er ist flexibel auf unsere Wünsche eingegangen und hat seine Fortbildungsinhalte auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten.
Es war eine tolle Atmosphäre in unserer Gruppe. Das Team war sehr aufgeschlossen, neugierig und ich denke, dass alle TeilnehmerInnen vom Deeskalationstraining profitieren konnten.
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Wir danken sowohl Wilfried Lambertz als auch unseren engagierten MitarbeiterInnen für die zwei tollen, spannenden Seminartage!
DEIN IWERK-TEAM