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Aktuelles und
Wissenswertes

Nach 18 Jahren als Floristin wagte Kerstin Bierfeld 2021 den Sprung in den sozialen Bereich und blüht seither als Integrationshilfe richtig auf. Mit Stolz sagt sie, dass sie ihren jetzigen Job nie wieder gegen Blumen eintauschen würde. Auch in ihrer Freizeit spielt Inklusion eine wichtige Rolle. Erfahre mehr über Kerstins Berufsalltag und ihr soziales Engagement im Interview:

Wie heißt du?

Kerstin Bierfeld

Wie alt bist du?

37 Jahre

Wo kommst du her?

Aus Baesweiler, lebe aber schon seit 14 Jahren in Geilenkirchen.

Welchen Job hast du vor deiner Zeit im IWERK ausgeübt?

Eigentlich bin ich gelernte Floristin und habe in diesem Beruf 18 Jahre gearbeitet.

Seit wann bist du im IWERK beschäftigt?

Seit 2021 arbeite ich als Integrationshilfe im IWERK.

In was für einer Einrichtung arbeitest du?

Ich arbeite in einer Förderschule in Heinsberg.

Wie bist du zum Integrationswerk gekommen?

Bereits vor meinem Start im IWERK habe ich gemerkt, dass ich gerne im sozialen Bereich arbeiten möchte. Schon seit sieben Jahren betreue ich den Inklusions-Chor „Faktor G“, in dem sowohl Menschen mit als auch ohne Behinderung zusammen musizieren. Unser Chor besteht aus ca. 30 Sängerinnen und Sängern sowie Saxophonisten, Schlagzeugern und Gitarristen. Sogar richtige Rocker mit E-Gitarre sind dabei. Ein Mal im Monat proben wir in Bochum und treten regelmäßig bei Kirchentagen auf. Wir spielen Worship-Lieder, also junge, christliche Musik.

Zuletzt sind wir vor ca. 600 Personen aufgetreten. Das war klasse, so einen großen Raum zu füllen.

„Teil dieses Chors zu sein macht einfach das Herz auf.“

Inklusion in der Kirche

Warum hast du dich für einen Job im sozialen Bereich entschieden?

Für mich war es ein großes Anliegen mit meiner Arbeit bei Menschen etwas Positives zu bewirken und das auch direkt zu sehen. Durch meine Freundin, deren Kind von einer Integrationshilfe betreut wird, bin ich überhaupt auf den Beruf aufmerksam geworden. Die Corona-Situation tat dann ihr Übriges und ich wusste, jetzt ist die Zeit in den sozialen Bereich einzusteigen.

Was erfreut dich an deinem Job?

Jeder Tag ist anders und macht die Arbeit dadurch so abwechslungsreich und bunt.

„Man erhält so viel Liebe vom eigenen Klienten, den anderen Schülern und wird von Ihnen wertgeschätzt. Einem wird gezeigt, dass es gut ist, dass man da ist.“

Du kannst deinen Klienten bildlich gesprochen auffangen und wirst gleichzeitig auch vom Team aufgefangen.

Jeden Morgen gehe ich durch den Schulflur und freue mich auf den Tag mit meinem Klienten. Mich für diese Arbeit entschieden zu haben, habe ich bisher keinen Tag bereut.

Was siehst du als größte Herausforderung?

Sich selbst hinten anzustellen und Dinge hinzunehmen, wie sie sind. Zum Beispiel die Herangehensweise an Aufgaben oder Abläufe des Klienten nicht zu werten und die eigene Art bzw. Denkweise aufzuzwingen. Eher beobachten und Hilfestellung geben. Wenn mein Klient und ich puzzeln, würde ich z.B. mit dem Rand anfangen. Er startet jedoch einfach mitten drin. Aber wie heißt es so schön „Mehrere Wege führen nach Rom“. Als Integrationshilfe darf man außerdem nicht nachtragend sein.

„Wenn heute ein nicht so guter Tag war, dann wird der morgige umso besser. Das soll auch dem Klienten signalisiert werden, finde ich.“

Generell muss man wissen, dass am Anfang erstmal eine Chemie zwischen dem Kind oder Jugendlichen und einem selbst aufgebaut werden muss. Das hat bei meinem Klienten und mir ca. 6 Monate gebraucht. Danach wusste er, er kann mit mir über alles sprechen, mir vertrauen und durch meine Hilfe selbst über sich hinauswachsen. Früher war es nicht möglich, dass er fünf Minuten still sitzt. Heute können wir gemeinsam 40 Minuten in Ruhe an einer Aufgabe arbeiten.

Aber ich musste auch erst einmal lernen, wie sehr ich ihn fordern und am besten motivieren kann. Er testete mich anfangs öfter aus und wartete meine Reaktion ab. Als ich dann statt wütend, einfühlsam und ruhig reagierte, war der Knoten zwischen uns geplatzt.

Wann ist ein Arbeitstag für dich ein voller Erfolg?

Wenn ich sehe, dass mein Klient Fortschritte macht, sich viel bei mir von der Seele redet und sich seine Stimmung dadurch positiv verändert. Er ist Autist und hat Schwierigkeiten bei der Impulskontrolle. Er ist emotional sowie sozial traumatisiert. Kontaktbesuche bei seinen Eltern sind für ihn immer eine Anstrengung und Belastung. Er braucht das Gefühl, dass das was er sagt, wichtig ist. Egal, wie oft er es wiederholt. Ich zeige ihm dann das Positive am Tag auf, um ihn für den Schultag zu motivieren.

Wie sieht dein Arbeitsalltag aus? (Ablauf, Besonderheiten)

Mein Arbeitstag startet spätestens um 8:15 Uhr. Die Kinder kommen erstmal in der Klasse an und ab 8:30 Uhr dürfen sie über ihren letzten Tag sprechen. Anschließend wird der Tagesplan besprochen. Das Besondere ist, dass mein Klient in eine sogenannte Tierpark-Klasse geht und sich der Tag in drei Blöcke unterteilt.

Block 1: Lernen und Mithelfen draußen bei den Tieren

Es geht raus in den Tierpark und die Kinder übernehmen, ganz nach ihren Wünschen und Fähigkeiten, verschiedene Aufgaben. Füttern, Wasser geben, Stall ausmisten oder das Wohlbefinden der Tiere zu prüfen, gehört dazu.

Block 2: Deutsch- und Matheunterricht

Nach ca. zwei Stunden geht es nach einer Pause zurück in den Klassenraum. Dort wird an individuellen Deutsch- und Matheaufgaben gearbeitet.

Block 3: AG-Einheit

Dieser Block startet nach der Mittagspause und sieht unterschiedlich aus. Entweder findet eine AG statt, bei Timo z.B. Fußball, andere Sport-AGs oder verschiedene Lerneinheiten.

Mittwochs ist aber ein reiner Tierpark-Schultag. Da dreht es sich nur um die Tiere, Reparaturen der Innen- und Außengehege, Stallpflege, Unkraut zupfen und Co.

Ich begleite ihn bei allen drei Themenblöcken des Tages. Um ca. 15 Uhr endet mein Tag in der Schule.

Welches Talent/welche Fähigkeit braucht man für den Job?

Um als Integrationshilfe zu arbeiten, sollte man offen und nicht wertend sein. Dabei ist es wichtig das Kind zu sehen, nicht die Umstände. Meiner Meinung nach gibt es für jedes Kind die richtige Integrationshilfe. Ansonsten ist finde ich Empathie und Geduld als Fähigkeiten wichtig. Entscheidend ist, sich vor Augen führen: „Morgen ist ein neuer Tag, eine neue Chance“.

Wie schaltest du nach Feierabend ab? (Hobby, Yoga, …)

Nachdem ich zuhause angekommen bin, brauche ich erstmal eine halbe Stunde Zeit nur für mich. Das weiß auch mein Mann und respektiert es. Danach habe ich meine Akkus wieder aufgeladen. Zum Abschalten höre ich gerne Podcasts, Musik oder lese. Ein Spaziergang mit meinem Mann ist auch immer toll oder ein Spieleabend mit Freunden und Familie.

Was sind die besonderen Stärken deines Klienten?

Er hat ein riesiges Fußballwissen und kennt sich besonders in der afrikanischen und amerikanischen Liga bestens aus. Auch Geschichte und Länder allgemein findet er spannend. sowie Weltreligionen. Da kann ich ihm mit meinem Wissen gut weiterhelfen. Außerdem schreibt er unheimlich gerne.

Würdest du den Job anderen weiterempfehlen?

TOTAL! Ich kann frei arbeiten, habe meine festen Arbeitszeiten, fühle mich wohl und habe beim IWERK immer einen Ansprechpartner, wenn es Schwierigkeiten geben sollte.

Wie würdest du den Job als IHELFERIN mit drei Worten beschreiben?

  • vielseitig
  • spannend
  • einfühlsam

Wie empfindest du die Zusammenarbeit mit dem IWERK?

Als sehr harmonisch. Das Schulungsangebot ist prima. Besonders der Autismus-Grund- und Aufbaukurs hat mir bei meiner Tätigkeit sehr geholfen. Ich konnte einiges dazulernen und Methoden in der Schule umsetzen, die für meinen Klienten hilfreich sind. Ich kann mich jederzeit an meine Koordinatorin wenden und stoße auch auf ein offenes Ohr. Ich arbeite wirklich gerne im IWERK und freue mich schon auf die nächsten Team-Events mit allen.

Vielen lieben Dank, liebe Kerstin für deinen Einsatz! Wir wissen diesen sehr zu schätzen und haben uns gefreut, im Interview mehr über deine Tätigkeit und Person zu erfahren.

Freu dich auf die nächsten Einblicke hinter die Kulissen deiner TeamkollegInnen.

DEIN IWERK-TEAM